Jeder kann Intrapreneur werden

…es dauert nur unterschiedlich lange! Sagt zumindest unser Dr. Silvio Weber! Wie genau er das meint und wie er zu dem Schluss kommt, kann man hier nachlesen!

Innovation, Achtsamkeit, Agilität und Purpose-Sauen wurden oder werden derzeit von den meisten HR-und Marketingabteilungen durch die Unternehmen getrieben und haben darüber hinaus Einzug in den allgemeinen Lifestyle gefunden. Wer etwas auf sich hält, macht Yoga oder meditiert; soft skill Anhäufung und Selbsterfüllung sind die neuen Statussymbole (vor allen Dingen für die Menschen, die sich sonst nicht so viele Statussymbole leisten können).

Dabei erkannte schon Maslow, dass der Weg zur (möglichen) Selbsterfüllung ein schrittweiser Prozess ist, der keine Abkürzungen kennt und mit einem Riesenberg Arbeit verbunden ist.

Frei nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel!

Erfolgreiches unternehmerisches Denken UND Handeln in einem Unternehmen auszuführen, das einem nicht selbst gehört (Intrapreneurship), erfordert jedoch den Willen und die Fähigkeiten den Berg von unten zu erklimmen und nicht mit der Seilbahn auf den Gipfel zu fahren, um dann oben festzustellen das man weder die Höhe noch die Kälte am Gipfel verträgt [1]. Damit dem Intrapreneurship nicht das gleiche mögliche Schicksal wie “Achtsamkeits und Purpose-Kampagnen“ in so vielen Unternehmen droht, ist es meiner Meinung nach wichtig einen organischen Aufbau von Intrapreneurship zu fördern [2]. In diesem Beitrag möchte ich daher gerne auf zwei interessante Bereiche des Intrapreneurships eingehen:

  1. Wie identifiziere ich einen Intrapreneur in einem Unternehmen
  2. Gibt es geeignete Rahmenbedingungen für Intrapreneurship oder braucht es überhaupt spezielle Rahmenbedingungen für Intrapreneurship?

1.Wie identifiziere ich einen Intrapreneur in einem Unternehmen

Wenn ich einen Steckbrief für einen typischen Intrapreneuer erstellen müsste, kämen diese Eigenschaften ganz weit oben auf die Liste:

  • Kontinuierliche Neugier
  • Kontinuierlicher Wille dazu zu lernen
  • Die Fähigkeit über den Tellerrand schauen zu können und im richtigen Moment trotzdem massiv fokussieren zu können
  • Selbstbewusstsein ohne Arroganz
  • Begeisterung bei sich selbst UND anderen erzeugen
  • Gespür für „die richtigen“ Menschen/Partner, um ein Intrapreneurship-Team zu bilden
  • etc.

Kurz vorstellen möchten wir hier ein Projekt, dass Innovation und Sustainability in perfekter Art und Weise verbindet:

Ich bin überzeugt, dass sich Intrapreneure mit diesen Eigenschaften durch die aktuellen HR Algorithmen (noch) nicht zuverlässig finden lassen und auch das Ausschreiben von Ideation-Events, Hackathons, Impuls-Workshops und dergleichen, muss nicht zwangsweise zur einfachen
Identifikation & Rekrutierung von Intrapreneueren führen. Aber diese Aktivitäten können im besten Fall ein Türöffner und ein Eisbrecher sein, um seine altbekannten Kollegen in einem anderem Licht zu sehen, Räume für nicht alltäglichen Austausch zu schaffen und in sinnstiftenden persönlichen Kontakt zu kommen.

Aus meiner eigener Erfahrung ist der nachhaltige menschliche (Netzwerk)kontakt spätestens in dem Moment, an dem es wirklich ernst wird (also wenn aus Denken Handeln wird) jedoch durch nichts zu ersetzen. Vertrauen lässt sich eben nicht durch eine Online-Plattform, eine Zoom-Konferenz oder ein einmaliges Event aufbauen. Hierfür braucht es Zeit.

Mit ein wenig Intrapreneur-Erfahrung kann man oft schon in einigen Minuten einer gemeinsamen Unterhaltung einen Eindruck bekommen, ob hier ein Mensch mit ähnlichem Mindset vor Dir sitzt. Um herauszufinden, ob dieser Mensch dann eher Konkurrent, Teammitglied, Multiplikator, Netzwerkkontakt oder ein potenzieller Kunde/Early-adopter ist, dafür braucht es wiederum ein bisschen mehr Zeit.

Auch für den letzten Teil des Identifikationsprozesses braucht es Zeit. Ich habe beobachtet, dass es im Wesentlichen drei Intrapreneur-Typen gibt:

A – Intrapreneure, die sehen was aktuell schief läuft und mit brillantem analytischen Verstand zerlegen warum es schief läuft, ohne eine Idee zu haben, wie man es besser machen könnte.

B – Intraprapreneure die wissen was schief läuft und eine Idee haben, wie man es besser machen kann aber es dann doch nie machen und

C – Intrapreneure, die überlegt unternehmerisch denken UND handeln.

Auch wenn die A und B Typen in der Regel nicht ins eigentliche Handeln kommen, können sie wichtige Katalysatoren für die Planungen und die Innovations-Iterationszyklen des C Typ sein.

Abschließend sei noch gesagt, dass ich sehr sicher bin, dass sich eigentlich jeder für kreativ und innovativ hält, wenn man ihn/sie doch nur machen lassen würde. So wird es neben “meinem“ Intrapreneurship-Netzwerk unzählige andere soziale Netzwerke in Unternehmen geben, die ich von außen betrachtet als komplett unkreativ betrachten würde, die sich wiederum als Krone des Intrapreneurships betrachten.

Diese Parallelität ist für den Unternehmenserfolg entscheidend und es ist wichtig diesen anderen Netzwerken mit Demut gegenüber zu treten, ohne den Fehler zu machen, sich mit allen gut verstehen zu vollen. Intrapreneurship ist eine feine Balance zwischen Kompromisslosigkeit und Achtsamkeit, bei der jedoch klar sein muss das am Ende in der Regel eine Person das Risiko trägt und diese Person auch dann das Recht hat (unpopuläre) Entscheidungen zu treffen, sofern sie nicht unethisch oder unmoralisch sind.

2. Gibt es geeignete Rahmenbedingungen für Intrapreneurship oder braucht es überhaupt spezielle Rahmenbedingungen für Intrapreneurship?

Es gibt eine ganze Reihe an Publikationen über geeignete Rahmenbedingungen für die Einführung von Intrapreneurship und ich kann jedem Interessierten die zahlreichen Fallstudien aus dem Buch von Clifford Pinchot III (Intrapreneuring) wärmstens ans Herz legen [3, 4 und 5]. Sie werden hier eine Vielzahl an Prinzipien und guten Business Modellen, auch z.B. zum Thema Employer branding finden, die Impulse geben, wie man das Thema unternehmerisch angehen kann.

Ich persönlich habe erfahren, dass es jedoch sehr wahrscheinlich einen zusätzlich, weitaus banaleren Faktor gibt, der aber offenbar deutlich schwerer an die “Controller-CEOs“ von heute heranzutragen ist: Ich spreche hier von der Revitalisierung der Zeit. Im Rahmen der Industrialisierung wurde die Taktzeit eingeführt, damit wir die Produktivität ins Unermessliche steigern konnten. Wer beschäftigt ist, kommt nicht auf dumme Gedanken, bzw. verschwendet seine Zeit nicht mit wertlosen Dingen. Das führt teilweise zu absurden Beschäftigungs-Szenarien und Führungskräften, die allein dafür eingestellt werden, dieses wie irre drehende Hamsterrad von Zeit zu Zeit an zu schubsen, damit es ja
nicht langsamer wird.

Fragt man diese Menschen wofür die Firma dieses oder jenes Projekt macht, kommen sie gehörig ins Schwitzen und verweisen im Besten Fall auf “die da oben“.

Umgekehrt sehe ich, dass ein Großteil der Menschen mit freier Zeit auf der Arbeit gar nicht produktiv umgehen kann. Meistens wartet man auf Anweisungen von oben oder fordert diese im Besten Falle aktiv ein, aber in der Regel nutzt man die Zeit für Müßiggang und Dschungelcamp schauen. Auch hier wird oft mit: „Was soll ich denn machen, wenn von „oben“ nichts kommt?“ begründet.

Wer also in der Lage ist, produktiv und selbstbestimmt mit freier Zeit auf der Arbeit umzugehen, der hat schon einen großen Schritt in Richtung Intrapreneurship gemacht. Führungskräfte, und/oder Sponsoren wie Pinchot sie nennt, sollten also dafür da sein, dass Hamsterrad von Zeit zu Zeit zu stoppen und zu schauen, wer die Zeit im Sinne der Weiterentwicklung der Firma und seiner eigenen Person nutzt, um dann zusätzliche Freiräume für Intrapreneurship zu schaffen. Dafür braucht es meiner Ansicht weder fancy-bunte Flyer noch kreative Events und vermutlich auch keine aufgeblasenen Programme sondern in allererster Instanz den GMV – gesunden Menschenverstand.

Daher möchte ich meinen Beitrag mit dem Wunsch beschließen, dass wir uns darüber austauschen wie wir den gesunden Menschenverstand wieder zurück in unsere Firmenkultur bringen – dann klappt es auch mit dem Intrapreneurship 😉

Silvio Weber

Zum Autor:

Mein Name ist Dr. Silvio Weber und ich leite derzeit die Industrielle Prozessentwicklung zur automatisieren Herstellung von zellbasierten Krebstherapien in der Firma Miltenyi Biotec.

Mein Beitrag zum Thema Intrapreneurship ist eine persönliche Sichtweise, die sich aus mehr als 15 Jahren beruflicher Erfahrung in einer High-Tech Branche mit extremen Innovationspotenzial speist und ist keine offizielle Unternehmenskommunikation der Firma Miltenyi Biotec.

Referenzen:

[1] https://www.youtube.com/watch?v=5MC2X-LRbkE

[2] https://www.kienbaum.com/de/presse/purpose-die-grosse-unbekannte/

[3] https://www2.deloitte.com/content/dam/Deloitte/de/Documents/technology/Intrapreneurship_Wh itepaper_German.pd

[4] https://www.whataventure.com/whitepaper/intrapreneurship?utm_source=google&utm_medium= cpc&utm_term=intrapreneurship&utm_content=search_ad&utm_campaign=whitepaper_push&&ca mpaignid=10511147727&adgroupid=109653279731&adid=467371604147&utm_term=intrapreneurs hip&utm_campaign=Intrepreneurship+Whitepaper+Push&utm_source=adwords&utm_medium=ppc &hsa_acc=1935849767&hsa_cam=10511147727&hsa_grp=109653279731&hsa_ad=467371604147& hsa_src=g&hsa_tgt=kwd299081964463&hsa_kw=intrapreneurship&hsa_mt=b&hsa_net=adwords&hsa_ver=3&gclid=EAIaIQo bChMI6-iXqrbh7AIV3hV7Ch3DaQCHEAAYASAAEgKDmfD_BwE

[5] https://www.amazon.de/Intrapreneuring-Gifford-Pinchot/dp/3322944697

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