Natürliche[r] Ester?!
Sustainability & Innovation! Zwei Dinge die ganz wunderbar zusammenpassen. Wie das geht zeigen wir hier im Bereich der Energienetze Steiermark – Einsatz von natürlichem Ester in Transformatoren
Erfolgreiche Innovation erfordert Bereitschaft für Veränderungen und das ständige Hinterfragen der eigenen Prozesse und Vorgehensweisen. Im Betrieb der Stromnetze steht Versorgungssicherheit und die gesicherte, strukturierte Abarbeitung der erforderlichen – und über viele Jahre eingespielten – Prozesse im Zentrum der täglichen Arbeit. Kurz gesagt: Die Sicherstellung der Versorgungsinfrastruktur.
Das klingt doch erstmal so, als ob das eine das andere ausschließen MUSS, oder?
Das die Kombination aus Innovation und Sicherheit nicht immer einfach, aber durchaus möglich ist, beweisen die Energienetze Steiermark. So wurden in den letzten Jahren richtungsweisende Projekte in den Bereichen Smart Grid, innovative Speichertechnologien oder auch Predictive Maintenance gestartet, umgesetzt und teils auch bereits in den laufenden Betrieb übernommen. Im Vordergrund steht hierbei die stetige Weiterentwicklung des Stromnetzbetriebs und des Assetmanagements – unter anderem wurde z.B. auch vor kurzem das Online-Monitoring von Aurtra (einem australischen Startup aus unserer Kooperation mit Plug and Play in Silicon Valley) bei ausgewählten Transformatoren installiert! (mehr dazu in unserem Blog).
Kurz vorstellen möchten wir hier ein Projekt, dass Innovation und Sustainability in perfekter Art und Weise verbindet:
Die Energienetze Steiermark betreuen rund 9.000 Netztrafos. Diese werden aktuell fast ausschließlich mit Mineralöl gekühlt und isoliert. Es besteht mittlerweile aber auch die Möglichkeit natürliche Ester als umweltfreundliche Alternative zum Mineralöl einzusetzen – hierfür wird häufig ein aus der Sojabohne oder Raps gewonnener Ester eingesetzt.
In Österreich wurde diese Technologie nicht eingesetzt – bis sich die Energienetze Steiermark dazu entschlossen haben im Mai 2017 einen Testbetrieb zu starten.
So sind sie im Vergleich zu Mineralöl biologisch abbaubar, weshalb bei Ölaustritt – z.B. verursacht durch einen Blitzschlag in einer Masttrafostation – keine Kontaminierung des Erdreichs droht, es zeichnet sich durch höhere Viskosität aus, weshalb ein Versickern nicht so tief erfolgt und es verzeichnet einen wesentlich höheren Flammpunkt (ca. 260°C im Vergleich zu ca. 160°C bei Mineralöl), weshalb ein Trafobrand nahezu auszuschließen ist.
100-kVA-Masttrafostation, Ersatz durch natürlichen Estertrafo mit 250 kVA im Mai 2017 in der Nähe einer Wasserschutzzone in der Obersteiermark
Nach erfolgreichem Testbetrieb werden seit 2018 Schritt für Schritt Estertrafos – vor allem als Masttrafostationen und als Gebäudestationen – eingesetzt.
Im April 2018 ging österreichweit der erste SPL (Sustainable Peak Load) – Transformator in Betrieb – ein 400 kVA-Transformator, der zur Spitzenabdeckung mit 630 kVA betrieben werden kann. Aufgrund der thermischen Eigenschaften von natürlichen Esterflüssigkeiten ist dieser Transformator kleiner und kompakter als ein leistungsgleicher konventioneller Transformator. Dieser Trafo kann somit in Zukunft zur Abdeckung von Spitzenlasten herangezogen werden und es muss kein Trafotausch durchgeführt werden.
Um im laufenden Betrieb die mit natürlichem Ester ausgestatteten Transformatoren schnell und einfach erkennbar zu machen sind diese in grün gehalten worden.
Trafo im Technikzentrum vor dem geplanten Einsatz in der Nähe von Graz.
Erstmals wird nun ein Leistungstransformator in Österreich mit natürlichem Ester eingesetzt – und das natürlich wieder in der Steiermark. An der Mur – der wichtigsten Lebens- und Energieader der Steiermark – ist die Inbetriebnahme noch für das Jahr 2020 vorgesehen.
Nachahmung ist übrigens ausdrücklich empfohlen.
…und was wir noch sagen wollten…