Die Psychologie hinter der Nachhaltigkeit
Oder ‚Warum alle Menschen über den Klimawandel wissen und trotzdem sehr wenig dagegen unternehmen‘!
In den Medien lesen oder hören wir täglich über den Klimawandel und seine drastischen Auswirkungen. Schreckensmeldungen aus der ganzen Welt von Dürren, Feuern, Artensterben, Wetterextremen und vielem mehr erreichen uns andauernd. Wir leben im Informationszeitalter und jeder weiß Bescheid, doch warum ändern so wenige etwas?
Aus psychologischer Sicht lösen die vielen bedrohlichen Informationen zum Klimawandel bei den Menschen ein Ohnmachtsgefühl und ein Gefühl der Hilflosigkeit aus. Und wenn wir uns machtlos fühlen, kapitulieren wir.
Die Umweltpsychologin Dr. Isabella Uhl-Hädicke zeigt in ihren Forschungsergebnissen, dass Personen nach Hiobsbotschaften sogar weniger Motivation haben, sich klimafreundlich zu verhalten als davor.
Neben den beiden bekannteren Stressreaktionen Fight or Flight (Kampf oder Flucht) gibt es nämlich auch noch Freeze (Erstarren). Durch die existenzielle Bedrohung des Klimawandels verfallen viele Menschen in eine Schockstarre und fühlen sich wie gelähmt. Man kann dies sogar anhand von körperlichen Parametern messen.
Nachrichten über den Klimawandel lösen also Unsicherheit, Unkontrollierbarkeit und Hilflosigkeit aus. Irgendwann müssen wir diese schlechten Gefühle wieder loswerden. Dafür gibt es nun zwei Möglichkeiten:
- Direktes Lösungsverhalten: Wir kennen die Informationen als richtig an und verändern unser Verhalten in Richtung klimafreundlichere Verhaltensweisen.
- Symbolisches Verteidigungsverhalten: Wir werten die Fremdgruppe (z.B. Klimaaktivistinnen, Greta Thunberg u.a.) ab und die eigene Gruppe auf. Wir sagen uns z.B.: „Es ist alles nicht so schlimm. Die übertreiben doch.“ oder „Allein kann ich sowieso nichts verändern, da braucht es Regeln von politischer Seite.“ So erhalten wir zwar die Kontrolle zurück und bekommen ein besseres Gefühl, aber es ändert sich nichts bzgl. Klimawandel.
Bei solchem Verteidigungsverhalten kommt es außerdem zu einem gesteigerten Ethnozentrismus. Das heißt wir werten die eigene kulturelle Gruppe auf und eine fremde kulturelle Gruppe ab. Sehr deutlich wird das am Beispiel Müll. Hier höre ich sehr oft folgende Argumentationslinie.
Dass wir Europäer*innen aber so viel Müll produzieren, dass wir schon gar nicht mehr wissen wohin damit und diesen deshalb nach China verschiffen, davon wollen nur die wenigsten etwas hören.
Was unterstützt klimafreundliches Verhalten?
- Es hilft Informationen in Verbindung mit klaren Handlungsanweisungen zu geben. Das gibt mehr Sicherheit und führt eher zu Lösungsverhalten.
- Es ist wichtig von positiven Veränderungen und Chancen zu berichten. Das spornt an mitzumachen und sich zu engagieren.
Das Gefühl der kollektiven Wirksamkeit ist ebenfalls wichtig und bei ‚Fridays for future‘ sehr gut zu beobachten. Die Menschen können sich dort einer Gruppe anschließen, sie finden Gehör, auch in den Medien und sie bewegen gemeinsam etwas.
Die Berichterstattung über den Klimawandel hat so viel Potential Ohnmacht auszulösen. Es ist wichtig den Menschen Hoffnung zu geben und klar zu machen, dass man mit dem eigenen Verhalten, sehr viel bewirken kann. Denn jeder noch so kleine Schritt zählt!
Deshalb hier für dich drei kleine Schritte in die richtige Richtung:
- Führe einen veganen Tag in der Woche ein!
- Nimm für kurze Strecken einmal das Fahrrad und lass das Auto stehen!
- Kaufe regionale Produkte!
Zum Autor:
Ich bin Anna Pribil, 29 Jahre. Habe ein abgeschlossenes Volksschullehramt und Psychologiestudium. 2019 hat mein Vater mir den forstwirtschaftlichen Familienbetrieb übergeben und 2020 habe ich mich selbstständig gemacht. Ich biete Beratungen und Workshops zu unterschiedlichen Nachhaltigkeitsthemen an. Denn seitdem meine Tochter vor 3 Jahren zur Welt kam, lässt mich der Klimawandel und die Zukunft nachfolgender Generationen nicht mehr los.
Mein Schwerpunkt liegt dabei auf der Psychologie. Ich unterstütze Menschen dabei möglichst langfristig, nachhaltige Veränderungen in ihr Leben zu integrieren. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass die Veränderung „bottom-up“ passieren muss (sicher braucht es zusätzlich auch politische Rahmenbedingungen).e