Talking about… innovativer Tourismus!

Die Tourismusbranche würde man vielleicht nicht unbedingt als die innovativste Branche bezeichnen. Dass sich da aber durchaus einiges tut, durften wir im Interview mit Erwin Petz, Geschäftsführer der Riesneralm Bergbahnen GmbH erfahren.

Gernot Schröck: Was macht die Riesneralm so besonders?

Hubert Petz: Die Riesneralm hebt sich am Markt bewusst als innovatives Unternehmen ab. Wir haben weder die personellen noch die finanziellen Ressourcen, um fertige Lösungen jederzeit am Markt kaufen zu können. Deshalb müssen wir intern neue Ideen entwickeln und diese selbst testen und umsetzen. Und genau hier heben wir uns ab. So sind unsere Gäste und Mitbewerber immer wieder gespannt darauf, was uns wieder eingefallen ist, was wir wieder entwickelt und umgesetzt haben. Dies kommt bei den Gästen gut an, da unsere Ideen aus und mit unserem Team authentisch umgesetzt werden und wir damit eine Qualität garantieren, die man sieht und spürt.

Welche Visionen hast Du für die Riesneralm?

Meine Vision für die Riesneralm ist eindeutig. Ich möchte den Berg als autonomen Skiberg qualitativ hochwertig darstellen, erhalten und ausbauen. Der Skiberg ist die Lebensader des gesamten Tals. Donnersbachwald hat nur 330 Einwohner, wir haben es aber im letzten Jahr geschafft 100.000 Gästenächtigungen zu haben. Der Tourismus ist in so einem Tal die einzige Möglichkeit neben Landwirtschaft und der Jagd Arbeitsplätze zu schaffen, wohl wissend, dass der Tourismus nicht das Allheilmittel ist. Daher ist es auch mein Ziel potenzielle Dissonanzen zwischen Einheimischen und Touristen so gut wie möglich auszugleichen. Das Tal ist eine Sackgasse und ich denke dies ist auch wertvolle Zukunftsaussicht. Wir verfügen über eine gute, von den Einheimischen mitgetragene Strategie, ein toll ausgebautes Skigebiet und einen lebendigen Ort. Der Gast kann sich bei uns im Tal zurückziehen, aus der Stadt rauskommen, in das Land hinein und bekommt eine hohe Qualität geboten – im Sommer und im Winter. Der Skiberg ist von der Größe vergleichbar mit anderen namhaften Skigebieten in der Steiermark, nur dass wir weniger Aufstiegshilfen anbieten. Hier merken unsere Gäste, dass unser Slogan „mehr Skifahren und weniger Liftfahren“ stimmt, denn unser Talsessellift ist die limitierende Ressource für unser Skigebiet. Wir bringen dadurch keine Massen auf den Berg, wodurch wir eines der besten Pisten-Lift Verhältnisse Österreichs aufweisen können und so auch an Spitzentagen Platz auf den Skipisten für einen perfekten Carvingschwung bleibt. Und dies ist Skisport vom Feinsten. Das ist für mich Qualität und das ist die Zukunft der Riesneralm.

Wie sieht für Dich der Tourismus in 25 Jahren aus?

Ich denke der Tourismus erlebt gerade einen gewaltigen Umbruch. Man wird – auch große Gebiete – anstelle von Quantität wieder mehr auf Qualität setzen, also etwas, dass wir als kleineres Skigebiet schon immer machen mussten. Man muss also die vorhandenen Ressourcen bestmöglich nutzen und anbieten. Es ist wichtig, dass sich der Gast wohlfühlt. Für Donnersbachwald heißt dies, es muss ein Dorftourismus spürbar und Erholung möglich sein – im Winter und im Sommer. Hier kann ich Einheimische treffen, der mich noch grüßt, das heißt ich bin hier keine Nummer, sondern ein Teil dieses Dorfes und das muss das Ziel sein.

Wie wichtig ist Euch Nachhaltigkeit?

In den nächsten Jahren wird das Thema Nachhaltigkeit – ein Wort, dass leider oft nur für PR Zwecke missbraucht wird – wichtiger denn je. Wir haben die Verpflichtung jetzt für unsere Kinder und Enkelkinder dafür zu sorgen, dass unsere Maßnahmen auch der nächsten Generationen noch Freude bereiten. Und das versuchen wir durch nachhaltige Lösungen für die Aufrechterhaltung unseres qualitativ und ökologisch hochwertigen Skibergs: wie unser „Beschneiungskraftwerk“ wie ich es nenne, der Kombination aus Stromerzeugung und Beschneiungsanlage, der effizienten Pistenpräparierung durch Einsatz von Sensorik und zahlreichen weiteren Maßnahmen.

Erwin Petz vor dem eigenen Wasserkraftwerk

Woraus schöpfst Du Energie für neue innovative Projekte?

Projektumsetzungen starten mit Energie – mit körperlicher und mit geistiger Energie. Und ehrlich gesagt fragt man sich natürlich zwischendurch, warum mache ich das eigentlich, denn man braucht ja auch immer Umsetzungspartner, die deine Philosophie auch teilen. Aber speziell als Geschäftsführer darf man nicht nur die nächsten 5 Jahre betrachten, sondern muss auch die nächsten Generationen mitdenken. Und wenn man daheim in einer ruhigen Minute an einer Idee überlegt, die noch niemand hatte, dann spornt dies wieder an und hilft so manchen Durchhänger zu überwinden. Dann will man die Idee als Erster umsetzen und das ist ja auch unsere Strategie für die Riesneralm Innovationsführer zu sein. Genauso wie wir heuer eine Lawinengalerie umsetzen werden, die es weltweit noch nicht gibt. Wir machen aus einer Lawinengalerie eine Kunstgalerie.

Wie wichtig sind Auszeichnungen für Euch?

Die größte Belohnung für solche innovative Ideen und Projektumsetzungen sind auch Preise. Und auch wenn man sagt „Preise sind nicht wichtig“, ist dies in Wirklichkeit ein Herzstück für das Team. Denn wenn ein Preis gewonnen wird, sieht jeder im Team warum er so viel an Zeit, Energie und Herzblut investiert hat. So haben wir heuer als mittleres Unternehmen für das E-Werk einen Preis – als eines von drei österreichischen Skigebieten – für besondere Nachhaltigkeit bekommen. Man spielt so im Konzert der Großen mit und dies ist natürlich eine irrsinnige Freude, Bestätigung und natürlich auch Nährboden, für neue Projekte.

Warum der aktuelle Call?

Wir versuchen in verschiedenen Bereichen uns weiterzuentwickeln und neue Ideen zu generieren. So auch z.B. mit unserem Talstationsgebäude, wie man dieses in Zukunft effizienter und nachhaltiger beheizen kann. Der Call ist hier für uns eine sehr gute Möglichkeit Ideen und Konzepte gemeinsam mit anderen Partnern zu erarbeiten.

Wir wollen mit jungen Unternehmen und Startups arbeiten und unsere Stärke ist, dass wir zuhören. Es ist denke ich für jeden wichtig, dass er gehört wird. Wenn Du eine gute Idee hast, dann findest Du in uns einen Partner der offen für Ideen ist und bemüht ist, ehrliches Feedback zu geben denn nur dann ist eine Zusammenarbeit auch möglich.

Mehr zum aktuellen Call hier:

https://next-incubator.com/calls/nachhaltige-energiekonzepte-innovationen/

Gernot Schröck

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