Verändern Lockdowns unser Mobilitäts-Verhalten?
Dieser Frage ist Invenium nachgegangen. Sie sie das gemacht haben und was das Ergebnis ist, kann man hier nachlesen.
Mit der Plattform „Mobility Insights“ schaffen wir, unter Verwendung von algorithmischen Modellen auf anonymisierten Mobilfunksignalisierungsdaten, eine neuartige Sichtweise auf menschliche Bewegungsströme und -muster. Die gewonnenen Insights nutzen z.B. Stadt- oder Verkehrsplaner, um bestehende Konzepte zu adaptieren und Verkehrsströme zu ökonomisieren, oder Ministerien, um in Krisenzeiten, wie der COVID-19 Pandemie, Bewegungsmuster zu visualisieren und geeignete sichere Maßnahmen abzuleiten.
Die Grundlage für „Mobility Insights“ sind technische Daten, sogenannte Mobilfunksignalisierungsdaten, die bei einem Mobilfunk Anbieter zur Aufrechterhaltung seiner Infrastruktur anfallen. In Österreich werden von unserem Partner A1 in einem TÜV geprüften Prozess, rund 3.2 Millionen Mobilfunkgerätedaten, die sich täglich im Netz befinden, neu aufbereitet, anonymisiert und so weit aggregiert, dass eine Rückverfolgung auf einzelne Personen nicht möglich ist.
Anhand von mathematischen und statistischen Verfahren, werden die zur Verfügung gestellten Daten, welche etwas mehr als 40% der Grundgesamtheit betragen auf die restliche Bevölkerung hochgerechnet. Aus den einzelnen Signalpunkten lassen sich Wegeketten erschließen und längere Verweildauern erkennen, woraus sich anhand von modernen statistischen Betrachtungsverfahren und unter Verwendung von komplexen „Machine Learning“ Ansätzen Erkenntnisse über Bewegungsmuster ableiten lassen.
Durch eine stundenfeine, visuelle Abbildung der menschlichen Bewegungsströme und -muster wird die Grundlage geschaffen, zukünftige Konzepte, entsprechend dem tatsächlichen Verhalten von Personengruppen zu erstellen, um zB Touristen- bzw. Besucherströme mit einer angepassten Infrastruktur in sensiblen Gebieten zu lenken, oder die Ökologisierung und Ökonomisierung des öffentlichen Verkehrs, unter Berücksichtigung sozialer Aspekte, voranzutreiben.
In den Fokus der Öffentlichkeit rückten die Analysen im Rahmen der Covid-Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung. Folgend nun ein kurzer Überblick über die Mobilitätsauswirkungen der Maßnahmen.
Die österreichische Durchschnittsmobilität vor dem ersten Lockdown im März betrug unter der Woche um die 73 Prozent, im ersten Lockdown sank diese auf circa 46 Prozent.
Mit den ersten Lockerungsmaßnahmen und der Schulöffnung im Mai nahm die Mobilität wieder zu und hat sich über den Sommer hinweg annähernd normalisiert. Es wurden zwar nicht ganz die Werte vor COVID-19 erreicht, aber mit 70 Prozent war man sehr nah dran. Auch die Wochenendmobilität erreichte wieder Werte über 50 Prozent. Mit dem „soften“ Lockdown ab 03. November sank die Mobilität abermals, auch an den Wochenenden. Dies könnte mit der erneuten Schließung der Gastronomie-Betriebe zu tun gehabt haben. Während des „sanften“ Lockdowns waren circa 63% der Österreicher*innen unterwegs. Mit dem erneuten „harten“ Lockdown sank die Mobilität weiter ab, auf durchschnittlich 57 Prozent.
Prozent und aktuell um circa 60 bis 70 Prozent. Somit konnten die gesetzten Maßnahmen im Herbst nicht das Ausmaß an Mobilitätsreduktion erreichen, wie sie im Frühjahr erreicht wurden. Der Gewöhnungseffekt könnte ein Erklärungsversuch sein, warum im zweiten Lockdown mehr Menschen unterwegs sind als im ersten. Anfang März überwog noch die Unsicherheit und Angst vor dem Unbekannten, wohingegen aktuell schon sehr viele Erkenntnisse in Bezug auf COVID-19 vorliegen.
Die Auswertungen basieren auf anonymisierten und aggregierten Mobilfunkdaten von unserem Partner A1. Somit ist eine Rückverfolgung auf einzelne Personen, auch unter der Betrachtung der Genauigkeit, zwischen ein paar hundert Meter in dicht besiedelten, städtischen Gebieten und einigen Kilometern in ländlichen Gebieten, ausgeschlossen. Wir betrachten die Bewegungsmuster und Bewegungsströme – quasi den Fluss und nicht die einzelnen Tropfen.
Im Zuge der Mobilitätsmessung, wie viele Österreicher*innen bleiben zu Hause, betrachten wir den Bewegungsradius über einen Kilometer. Wenn eine Person sich über 24 Stunden nicht über den Bewegungsradius bewegt, dann nehmen wir an, dass die Person sich nicht bewegt hat und zu Hause geblieben ist.
Invenium wurd 2016 als Spin-Off der TU Graz und des Know-Centers gegründet, war bereits seit 2017 ein Teil des A1 Start Up Campus und konnte so die Infrastruktur eines der führenden Kommunikationsunternehmens im CEE-Raum nutzen. Mit Sommer 2020 hat die A1 Group die Beteiligungsanteile auf 51% aufgestockt, um die strategische Zusammenarbeit weiter zu stärken.